Mittwoch, 8. September 2010

Ich bin wieder in Berlin.
Hier ist alles genau so wie vor einem Jahr und nach drei Tagen schon fühle ich mich, als wäre ich nie weg gewesen.
Einiges hat sich schon verändert, Euroscheine kommen mir vor wie Spielgeld und die Menschen stellen mir merkwürdige Fragen, die ich gar nicht verstehe. Kann man "Wie wars?" und "Was hast du so gemacht?" wirklich beantworten, will ich es überhaupt?
Vielleicht bin ich dem verständlichen Interesse aber dennoch eine Antwort oder wenigstens dem Versuch einer solchen schuldig.
Ich bin mit Walhaien geschwommen, habe Mormonen und Missionare getroffen, habe eine Sprache verbessert und die Grundlagen einer neuen gelernt, habe mir selbst das Surfen beigebracht, gelernt zu kochen und zu putzen, habe viel gelesen und Höhlen, in denen kaum ein Mensch jemals zuvor gewesen ist erforscht, habe die philippinische Kultur zu verstehen begonnen, bin von meterhohen Klippen gesprungen, habe exotische Tiere gesehen und unglaublich viele, vielseitige und interessante Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt und mit ihnen Freundschaften geschlossen.
Für immer werde ich dieses Jahr in Erinnerung tragen und schon jetzt merke ich, wie es mich zum positiven verändert hat.
Mit diesen Worten und der Gewissheit, dass dies nicht mein letzter Aufenthalt in einem fremden Land sein wird, möchte ich diesen Blog beenden.

Salamat po,


Theo.

Donnerstag, 26. August 2010


Surfin Pilippinas



In brennender Erwartung auf die hochgepriesen sagenumwobene und gleichzeitig genauso gefürchtet Welle "cloud 9" flogen Alex und ich nach unserem Endseminar direkt Siargao an.
Diese Insel ist aufgrund ihrer optimalen Lage und den daraus resultierenden Riesenwellen der bekannteste und mit Abstand beste Surf - Spot der Philippinen, an dem sogar internationale Turniere mit prominenten Kampfrichtern wie Kelly Slater ausgetragen werden.
Das durften wir uns zum Abschluss natürlich nicht entgehen lassen und nachdem wir ein billiges Hotel zum Übernachten gefunden hatten, zog es uns auch gleich hinaus aufs Wasser.
Leider fiel der erste Tag etwas ernüchternd aus, da wir erst einmal eine dreiviertel Stunde auf den Ozean hinaus paddeln mussten, um dann festzustellen, dass die Wellen nicht gerade das Blaue vom Meer waren und so brachten mir die ersten Stunden auf Siargao nur einen tiefen Riss im unteren Hacken ein.
Am darauffolgenden Tag herrschte den ganzen Vormittag über Ebbe. Wir nutzten die Wartezeit für eine kleine Inseltour zu Fuß, inklusive eines kurzen Stopps bei den Locals, um unsere Gaumen mit frischen Kokosnusswasser zu beglücken. Nach einem ausgiebigen Mittagessen wurde das Meer dann auch so langsam gnädig und schickte seine Wassermassen Richtung Küste.
Zwar war der Respekt vor "cloud 9" noch zu groß, weshalb wir diese Welle am ersten Tag noch mieden, dafür nutzten wir umso intensiver die am gleichen Strand brechenden Wellen "Quicksilver" und "jacking horse". Einigen guten rides folgten mehrere sauerstoffarme wipe outs und gleich darauf wieder geschmeidiges Gleiten entlang der Wellenschräge. Die Wogen hier waren deutlich mächtiger als die bekannten aus Calicoan, sodass ich nicht selten heran rollende Wasserberge unterschätzte und die Welle direkt über mir in sich zusammenstürzte. Samt board wurde ich in die Tiefe gedrückt und als die anfängliche Wucht langsam abklang und ich in gieriger Erwartung dem Nichtflüssigem entgegenstrebte, erwartete mich nur ein auf der Oberfläche schwimmender, durch die Welle zuvor verursachter Teppich aus weißem Schaum, in dem ich ohne Luft zu atmen sofort wieder Richtung Meeresgrund sackte. Erst der zweite Versuch gelang und nach schneller und langer Erfrischung beider Lungenflügel paddelte ich schon wieder aufs offene Meer hinaus.
Ein gelungener Tag fand sein Ende bei einem leckeren Abendessen, welches gleichzeitig die Vorlage für einen Discobesuch mit unserer Bedienung und ihrer Freundin war. Nach anstrengenden Stunden voller Bier, Reggae und Tanz fielen wir todmüde auf die viel zu dünnen Matratzen unseres Hotelbettes.
Tag drei brach an. Endlich fand ich das perfekte board und so trauten wir uns das erste Mal an "cloud 9" heran. Noch nie zuvor hatte ich so viele Surfer gleichzeitig auf einem Haufen gesehen, mindestens 40 Leute lauerten in der Hoffnung auf den perfekten ride hinter der Wellenkante. Ich gesellte mich dazu und schon nach fünf Minuten sah ich meine Chance: Ich hatte glücklicherweise die perfekte Position zur Welle und ohne viel Zögern paddelte ich drauf los. Und es klappte! Ich spürte wie der Druck der Welle mich wie in Zeitlupe nach vorne drückte, mich einige Meter über die Wasseroberfläche hob und vor mir die Schräge immer steiler wurde. Ich sprang also auf mein board und zog, da links neben mir die Wellen schon anfing zu brechen, nach rechts rüber. Wahnsinniges Gefühl. Es macht einfach nur süchtig! Mit klopfendem Herzen und Adrenalin in jedem Teil meines Körpers paddelte ich zurück zu den anderen Surfern und in den darauffolgenden Stunden gelangen noch einige weitere nervenaufreibende rides und natürlich auch wipe outs.
Tag vier. In aller Herrgottsfrühe standen wir schon um fünf auf und stapften ohne Frühstück im Magen raus aufs Wasser. Die Hoffnung auf weniger Surfer bestätigte sich jedoch nur bedingt. Dennoch lohnte sich das frühe Aufstehen für mich, da bei einem ride neben mir eine ziemlich große Tube auftauchte und auch wenn ich nicht direkt in ihr gesurft bin, so war dies doch eine sehr geile Erfahrung.
While Alex went streight back to the spot in the afternoon, nahm ich mir den Nachmittag frei und erkundete etwas General Luna.
Siargao ist ein sehr sehr nettes Fleckchen Erde. Viele Surfer aus Australien oder Frankreich haben sich hier niedergelassen, eine Philippina geheiratet und Resorts gebaut. Die meisten Gäste sind Ausländer, weshalb wir viele Abende mit Kanadiern, Schweden und auch anderen Deutschen bei Bier und Sandwiches verbrachten.
An diesem Abend zog es uns danach noch in eine relativ leere und trotzdem nette Disco. Ein paar Bier und einige Shots später, nachdem die meisten schon gegangen waren, endete meine Nacht zu zweit im Strandsand bei Mondschein und Wellenrauschen...
Am nächsten Morgen schlief Alex noch, weshalb ich mein Frühstück angenehmerweise bei Mango - Milch - Bananen - Oats in Gesellschaft eines in San Francisco geborenen Philippinos verbrachte, der sein Geld ausschließlich mit der Aufzucht und dem Verschleiß von Kampfhähnen verdient, gerade aus Amsterdam wiederkam und nun einige Wochen hier surfen ging.
Am Nachmittag stürzten wir uns dann ein letztes Mal in die heran rollende Flut.
Mit hereinbrechender Dunkelheit wurden auch die Leute auf dem Wasser und viel wichtiger bei "cloud 9" immer weniger, sodass in der Dämmerung außer mir nur noch drei weitere Surfer da waren. Wir alle surften schon seit Stunden und waren dementsprechend erschöpft, doch die nicht abreißen wollenden Wellen konnten wir nicht ungenutzt vorüberziehen lassen.
Mit der Zeit bildeten wir einen sich drehenden Kreis, nacheinander nahmen wir eine Welle nach der anderen und paddelten im Bogen wieder nach draußen. Dieser Kreis drehte sich so lange, bis man einander kaum noch sehen konnte und durch die Nacht zum Ruhen gezwungen wurde.

Wieder festen Boden unter den Füßen, damit jedoch nicht einmal glücklicher, ist


Theo.

Donnerstag, 29. Juli 2010


Mal anders

Bei diesem Blog hier ist von Anfang an eine Sache total schief gelaufen, nämliche diese, dass ich fast ausschließlich über positve Ereignisse berichtet habe.
Dadurch entstand möglicherweise ein ziemlich verfälschtes Bild von meinem Leben hier, den Dingen die ich hier erlebe und vor allem auch von mir selbst.
Nie habe ich davon berichtet, dass es manchmal so langweilig ist, dass ich ganze Tage vollkommen sinnlos verbringe, Filme schaue oder Serien und solange Lese, bis ich vor Mattheit kein Wort mehr sehen kann. In der Regenzeit ist es besonders schlimm , es schüttet Tage ohne Unterlass, man kann nicht vor die Tür und wenn man doch einmal versucht an einem solchen Tag etwas zu erledigen, so wird man kurz vor dem Ausdrucken eines Dokumentes mit einem Brownout belohnt, der alle Daten auf dem Computer des Internetcafés seltsamerweise löscht und somit auch das Drucken unmöglich macht. Oder man bekommt einen dieser wahnsinnig nervtötenden Stromschläge beim Einstecken des USB - Sticks in veraltete und abgewrackte Computer.
Wenn man mit einer anderen Philippina, die nur eine Freundin ist, surfen geht, wird man ununterbrochen von einigen Anderen, vollkommen schwachsinnigen Surfern zugequatscht: "Did you fuck her already?" oder "Maraksuk hya!" (Sie ist hässlich!). In genervtem Schweigen nehm ich solche Kommentare hin und paddele zur nächsten Welle.
Aber auch das Surfen selbst ist natürlich nicht immer so gut wie ich es meist beschreibe. Manchmal sind die Wellen einfach zu klein oder brechen zu spät und kein noch so starkes Paddeln hilft um schnell genug zu sein, um jene dann auch zu surfen. Oder ich komme einige Stunden zu spät, Ebbe setzte bereits ein und das Wasser ist viel zu flach, sodass mir Korallen die Füße zerschrammen und Seeigel sich um die chaotische Vernichtung meiner Fußsohlen sorgen.
Und dann diese ganzen Krankheiten! Ständig ist man in irgendeiner Weise gehandicapt, sei es ein sich entzündender Moskitostich, der zu Mangogröße heran schwillt oder eine neue Verbrennung am Auspuff mit Narbengarantie.
Auch die Oberflächlichkeit und Engstirnigkeit vieler Philippinos habe ich langsam satt, mit meinen Surferatzen lässt sich, durch ihre mangelnden Englischkenntnisse noch zusätzlich erschwert, kaum über etwas anderes als die Größe und Perfektion der Wellen, die Existenz von Strömung oder den letzten ride reden, sodass Tube - Wellen schon eine abwechslungsreiche Außergewöhnlichkeit darstellen, Gespräche sich letztendlich aber doch nur im Kreis drehen.
Ich hoffe es wurde deutlich, dass auch auf meinem kleinen Traumarchipel nicht immer die Sonne scheint, besonders in der Regenzeit.

Und trotzdem glücklich ist,


Theo.

Montag, 19. Juli 2010


Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist...


Jetzt sind es nunmehr anderthalb Monate bis zu meiner Rückkehr in die alte Heimat.
Die vergangene Zeit ist wirklich unsagbar schnell vorübergezogen. Und das gleiche wird auch mit der verbleibenden Wochen passieren.
Ich genieße jetzt noch einmal alles, was es in Deutschland so schnell nicht mehr geben wird: Mangos (jeden Tag!), San Miguel, Tintenfische, Krebse, Garnelen Fisch (!) und natürlich surfen, surfen, surfen.
Die Wellen sind gerade so perfekt und groß, dass ich gar nicht anders kann als drei bis viermal die Woche aufs Wasser raus zu paddeln.
Vor ein par Tagen zum Beispiel war hier auf den Philippinen wiedereinmal ein ziemlich heftiger Taifun. Ich wusste das jedoch zu dem Zeitpunkt noch nicht, hab es für einen etwas stärkeren Wind gehalten und bin natürlich surfen gegangen. Was an Land noch harmlos aussah, war im Pazifik dann schon um einiges stärker zu spüren, der gesamte Ozean war eine einzige undurchsichtig wogende Masse, mit riesigen und vor allem mächtigen Wellen. Ich wurde ordentlich hin und her geschleudert, doch als die erste Angst verflogen war, erkannte ich das unglaublich geile Potenzial dieses Wetters.
Ich wartete also auf die wie aus dem Nichts auftauchenden Wellen, paddelte an und hatte einige sehr geile und verdammt lange rides. Und da die Wellen nicht in einer Linie längs brachen, sondern auch einfach mal plötzlich stoppten und von einer schnelleren abgelöst wurden, gelang es manchmal sogar von einer Welle in die Nächste hineinzusurfen und somit den fun gleich zu verdoppeln.
Ende September findet die alljährliche Surfcompetition in Calicoan statt, leider drei Wochen (drei Wochen, fuck!) zu spät für mich, denn da bin ich schon wieder zurück im wellenlosen Deutschland. Als kleinen Trost reisen dafür Alex, ich und noch ein par andere Volunteers nach Siargao, dem besten Surfspot der Philippinen. Ich kann es kaum noch erwarten!
Auch mit meinem Projekt geht es sehr gut voran. Ich hab jetzt den ersten Teil eines Katalogs fertiggestellt, in dem ich alle Hotels, Restaurants und andere Touristenattraktionen zusammengestellt habe. Dieser wird diese Woche in der Tourismusinformation hier in Guiuan ausgelegt, sodass Touristen auf einen Blick sehen was man hier machen kann, wie man da hin kommt und wieviel es kosten wird. Er ist echt gut geworden und ich glaube, dass das für Guiuan auch eine hilfreiche und sinnvolle Sache.
Als netten Nebeneffekt bekommt man dann von den Restaurant- und Hotelbesitzern auch ab und zu mal ein Bier oder eine Pizza spendiert, yammi!
Das Ganze ist mir echt sehr wichtig geworden, denn ich will die Philippinen mit dem Gefühl verlassen, das ich auch wirklich etwas erreicht habe, etwas überdauerndes. Das ich das Projekt selber organisiert habe, mir erstmal die richtigen Personen suchen musste und mir bei denen erst Gehör verschaffen musste, macht mich sogar ein wenig stolz.
Ansonsten wird immernoch sehr viel gelesen und auch andere wichtige Dinge ;) laufen gerade sehr gut.
Eigentlich könnte ich dieses Leben noch sehr gut und sehr sehr gerne einige Zeit weiterleben. Und dennoch freue ich mich auf meine Rückkehr. Denn zurück in Deutschland wartet ja schon jetzt einiges auf mich: Ich werde in München an der LMU studieren, ein Zwei-Fach-Bachelor mit Germanistik im Hauptfach und Sprache/Literatur/Kultur im Nebenfach. Die WG mit Marco, Daniel und Paul steht auch schon und wenn wir die Wohnung wirklich kriegen, die wir gerade im Auge haben, dann werden das auf jeden Fall drei geile Jahre werden. Sogar einen Nebenjob als Barista in einem kleinen Cafe hab ich schon so gut wie sicher.

Ihr seht, große Pläne hat


Theo.

Samstag, 3. Juli 2010



Danke Chris für die Fotos und euch beiden für den geilen Urlaub, Galing!