Donnerstag, 5. November 2009

Maliwaliw

Heute ist der sechste November. Das heißt, dass nach dem Wochenende schon zwei Monate rum sind, bleiben noch zehn.
Inzwischen hat sich auch beruflich einiges getan, denn gestern konnte ich endlich einmal einen anstrengenden Arbeitstag verbuchen.
Alles begann am Mittwoch.
Meine Fragebögen wurden am Tag zuvor endlich fertiggestellt und auch schon in die regionale Sprache Waray Waray übersetzt, sodass wir morgens gleich mit dem Druck beginnen konnten.
150 Fragebögen führ insgesamt 81 Familien. Ich hatte die Fragen in zwei Teilgebiete untergliedert; in "general questions", in denen allgemeine Daten wie Alter, Anzahl der Kinder oder durchschnittliches Familieneinkommen eine Rolle spielten und in "specific questions", wobei sich die Fragen um die Rolle der Frau in den Fischergemeinden und andere Genderthematiken drehten. Beantwortet werden sollten sie von den Einwohnern einer nahegelegenen Insel mit dem wohlklingenden Namen "Maliwaliw".
Wir fuhren also mit dem Jeepney zunächst in eine kleine Küstengemeinde direkt am Meer, von welcher aus wir mit den so landestypischen "Pumpboats" übersetzen konnten. Schon während der Hinfahrt zogen sich über uns die Wolken dunkel zu und verhießen für die kommenden Stunden nicht gerade optimale Wetteraussichten.
Genau so kam es dann auch. Eine trockene Ankunft auf der Insel war uns leider nicht vergönnt, denn genau in dem Moment, in dem wir das Boot bestiegen, begann es plötzlich zu regnen.
Regen hier auf den Philippinen unterscheidet sich von dem Deutschen vor allem in drei Punkt, er kommt plötzlich, es regnet viel (!) und er verschwindet auch genauso schnell wieder.
Wir hatten also das zweifelhafte Glück, das es nur die Fahrt über regnete und bei unser Ankunft wieder alles trocken war, nur wir nicht. Trotzdem war es eine unglaublich eindrucksvolle Fahrt.
Die Küste am Horizont verschwand im Nebeldunst, sodass man völlig orientierungslos über das von Regentropfen aufgewühlte, sonst jedoch völlig ruhige Wasser gleiteten. Keiner sagte ein Wort, jeder genoss.
Auf der Insel angekommen wurden gingen wir nass bis auf die Haut in Richtung Wohnsiedlung.
Dort kannte Yolli, unsere philippinische Begleiterin und Angestellte bei GDFI, eine Familie, bei der wir Essen bekamen und auch übernachten sollten. Lange hielten wir uns dort jedoch nicht auf, da wir vor der hereinbrechenden Dunkelheit noch einige Fragebögen verteilen wollten.
So machten wir uns also auf den Weg und gingen von Haus zu Haus.
Doch als gerade mit dem Verteilen der ersten Bögen begonnen hatten, begann es wieder schlagartig zu regnen. Anscheinden hatte da oben jemand etwas gegen die Fertigstellung meiner Studie, doch das war mir mittlerweile auch egal, noch nasser konnte ich ja kaum noch werden.
Nach einiger Zeit hatte sich der kleine Trampelpfad auf dem wir unterwegs waren in einen beachtlichen Bach verwandelt, sodass wir unsere Besuche nun in Knöchelhohem Wasser fortsetzten mussten.
Als wir dann endlich mit dem Verteilen fertig waren, freute ich mich schon auf ein trockenes Dach über dem Kopf und über einen Platz an dem ich dieses merkwürdig unbekannte und dennoch unangenehme Gefühl, ich glaube es hieß Frieren, wieder loswerden konnte.
Ich wurde nicht enttäuscht. Die Philippina bei der wir übernachten sollten gab mir trockene Sachen ihres Mannes und machte ein Feuer auf der Kochstelle, an dem wir uns Wärmen konnten.
Wie ich wenig später jedoch mitbekam, war das Feuer gar nicht für uns gedacht, sondern diente nur als Wärmequelle für Töpfe und Pfannen, in denen das Abendessen zubereitet wurde. Klar, Gas oder Strom war auf der Insel nicht verfügbar oder zu teuer, darum machte man einfach direkt ein Feuerchen.
Es gab Reis mit Fisch. Lapu - Lapu, dieser Fisch wird zu einem hohen Preis gehandelt und ist noch begehrter als der ach so edle Blue Marlin.
Nach dem Essen unterhielten wir uns noch mit den Einheimischen über dies und das, bis wir dann endlich unseren wohlverdienten Schlaf fanden.
Da war die Tatsache, dass mich und den Boden nur eine dünne Reismatte trennte und ich mal wieder keine Decke hatte nur ein kleiner Wehrmutstropfen. Kurz vor dem einschlafen begann es dann wieder zu regnen und da die Hütten von den Einwohnern meißt selbst gebaut werden und dementsprechend wasserdurchlässig sind, bemerkte ich beim wegdösen einen feinen Sprühregen von der Seite, der sich sanft und kalt über mein Gesicht legte...
Am nächsten Tag standen wir früh auf, frühstückten und begaben uns auf den Weg zur anderen Seite der Insel, wo sich die restlichen Haushalte befanden.
Den ganzen Tag wurden Fragebögen verteilt und wieder eingesammelt und verschiedene Interviews geführt. Darunter war eine 29 - jährige Mutter, die während des Interviews ihr sechstes Kind stillte, der Barangay - Captain (vergleichbar mit Bezirksverwalter) mit dem ich über die Probleme der Insel sprach und eine alte Frau, die gerade ihre Wäsche wusch.
Erst am Nachmittag waren wir mit der Umfrage fertig, alle Fragebögen waren ausgefüllt und eingesammelt und alle Interviews geführt, sodass wir mit dem Pumpboat und später dann mit dem Bus nach Guiuan zurückkehren konnten.
Somit fanden zwei nasse und anstrengende, gleichzeitig aber auch erfolgreiche Tage ihr Ende.

Endlich mal wieder aktiv und deshalb zufrieden war und ist,


Theo.


5 Kommentare:

  1. "bemerkte ich beim wegdüsen einen feinen Sprühregen von der Seite, der sich sanft und kalt über mein Gesicht legte..."

    Auch wenn du vermutlich eher "wegdösen" meintest: Geiler Satz! *Orgasmus*

    AntwortenLöschen
  2. Super geschrieben, die Geschichte.
    Weiter so!!!

    AntwortenLöschen
  3. Ts Ts, Theo. Das hätte ich von dir nicht gedacht. Da ist tatsächlich jemand über google auf deinen Blog gestoßen mit folgender Suche: "freiheit po lust geil"

    Gefunden wird dein Blog dann auf Seite 4 ganz unten mit folgendem Ausschnitt:
    "Endlich habe ich auch mal die Zeit und Lust gefunden mein Zimmer einem neuen ... kann nächste Woche an die verschiedenen Insel - Po´s ausgehändigt werden. .... Geil. Als wir uns verabschiedeten, hatte sich wieder einmal das halbe Dorf "

    Ts Ts. Also wirklich, Theo.

    AntwortenLöschen
  4. kraaaaaaaaaaaasse geschichte!!!
    ich hoffe, dir gehts immernoch suuuupeer!?

    cheers aus kölle

    AntwortenLöschen