Samstag, 27. März 2010

Zeitlos glücklich

Heute am Sonntag möchte ich einmal etwas über Zeit schreiben. Keine Angst, das wird kein philosophischer Quatsch, den sowieso keine Mensch versteht und der ja meistens noch nicht mal stimmt oder hinreichend bewiesen ist.
Nein, es geht mir einfach nur um die Tasache, dass sich mein Zeitgefühl hier in einem solch gravierendem Maße verändert hat, dass es schon fast erschreckend ist. Die knapp sieben Monate sind so unglaublich schnell vergangen und auch die Wochen fliegen nur so an mir vorbei.
Das perfekte Beispiel dafür ereigenete sich am vergangenen Freitag. Jesse, definitiv einer meiner besten Atzen hier, hatte Geburtstag und die Partys mit ihm sind sowieso immer schlichtweg geil.
Deshalb musste ich übrigens auch laut lachen, als Franzi mich fragte, ob man denn hier gut feiern könne. Die Partys hier übertreffen oftmals die aus Deutschland bei weitem, auch wenn sie natürlich von einer ganz anderen Art sind ;).
Das einzige Hindernis bestand darin, dass Jesse am weitesten von Guiuan entfernt wohnt. Doch genau der Umstand, dass dies hier kein Problem ist, macht das Wesen meines neuen Zeitgefühls aus: Es ist einfach selbstverständlich an einem Freitag sechs Stunden Fahrt auf sich zu nehmen um Abends zu feiern und gleich am nächsten Tag sechs Stunden wieder zurück nach Guiuan zu fahren. In Deutschland hätte ich das nie gemacht!
Man muss jedoch auch hinzufügen, dass sich das Reisen hier natürlich deutlich von dem zu Hause unterscheidet. Von Guiuan aus fuhr ich zunächst eine halbe Stunde auf dem Dach eines Jeepneys nach Salcedo, um von dortaus zusammen mit Chris in einen anderen Jeepney umzusteigen, bis zur crossing zu fahren und von dortaus einen Van zu nehmen. Zwei Stunden fahrt bis nach Borongan und dann ging der Spaß los: Über drei Stunden hinten am Jeepney dran hängen. Diese Art des Reisens ist mittlerweile schon so normal, wie schreiende Philippinas am Straßenrand, doch es macht immer wieder fun über Schotterpisten zu brettern und dabei herabhängenden Palmenblättern (und manchmal auch fetten Ästen) über der Straße auszuweichen. Gleichzeitig ist es auch ein perfektes Training für die Arme, denn auch wenn diese nach zwei Stunden Fahrt schon ordentlich schmerzen, muss man sich natürlich weiterhin festhalten, sonst ist man ja Tod.
Die Party war den Erwatungen entsprechend maupay hin-doro (very good), mit viel viel Essen und viel viel ...
Auch der Tag danach fing gut an, nämlich mit dem besten Katerkiller der Welt: Surfen. Nach zwei Stunden im Wasser ging es dann wieder zurück nach Guiuan. Wärend der Fahrt hatte ich endlich mal wieder schön Zeit zum Lesen (Kafkas "Prozess", nur zu empfehlen!) und so vergingen die Stunden wiedereinmal wie im Fluge.

Jetzt werde ich nach Hause gehen und meinem board ein neues Design verpassen, Fotos folgen.

Zeitlos glücklich ist also,


Theo.

3 Kommentare:

  1. wie hinten am jeepney hängen??

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  2. weißte bescheid theo, wenn becker und ich in münchen bzw. kurz davor wohnen (von berlin aus 6 stunden fahrt!) kommste uns regelmäßig besuchen ;)

    marcus

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  3. Fuck, den Geburtstag habe ich völlig verschwitzt...

    Du hast im Übrigen den überdeutlichen Preisunterschied beim Reisen vergessen zu erwähnen. Die 6 Stunden haben dich vermutlich maximal 3 Euro gekostet, in Deutschland kommst du dafür vielleicht von Vorder- nach Hinterpommern.

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