Mittwoch, 14. Oktober 2009


Welcome to the jungle!


Man sagt, Worte könnten Dinge wie Glück nicht beschreiben. Ich werde trotzdem mal versuchen euch meinen bisher schönsten Tag hier auf den Philippinen näher zu bringen.
Vergangenes Wochende besuchten wir ein paar Freunde in Borongan, circa vier Stunden von Guiuan entfernt.
Am Samstag teilte sich unsere Gruppe dann auf, die eine Hälfte wollte eine nahegelegene Insel mit Lagune besuchen und wir planten eine Dschungeltour zu einem riesigen Wasserfall.
So machten wir uns also mit dem Trycicle auf den Weg in ein kleines Dorf, eine knappe Stunde von Borongan entfernt. Mittlerweile sind wir es schon gewohnt ständig angestarrt zu werden, aber was sich uns hier bot, übertraf alles bisher dagewesen. Denn weiße Europäer verirren sich so gut wie nie auf dieses abgelegene Fleckchen Erde. Daher versammelte sich bei unserer Ankunft sogleich das ganze Dorf um uns.
Nach einigem Suchen fanden wir einen Guide, der uns auf unserer Wandertour begleiten sollte. Zur Auswahl standen die 30 Minuten entfernten Kangari - Wasserfälle oder die zwar zwei Stunden entfernten, dafür jedoch viermal so schönen Paangifälle. Es bedarf wohl kaum einer Erwähnung, für welche wir uns letztendlich entschieden. So ging es also in zügigem Laufschritt auf Richtung Dschungel. Zu uns gesellten sich noch vier weitere Philippinos, allesamt bewaffnet mit mehr oder weniger großen Macheten. Da wir natürlich genau zur Mittagszeit losgehen mussten, stand die Sonne schon unbarmherzig hoch am Himmel, sodass unsere Klamotten nach wenigen Schritten komplett durchgeschwitzt waren. Nachdem sich Chris und meine Wenigkeit jedoch von unseren Shirts entledigt hatten, wurde die feuchtwarme Mittagshitze allmählich erträglich.
Von dem Regenwald bekamen wir in der ersten Stunde jedoch nicht allzu viel mit, denn um mit dem Tempo der Guides mithalten zu können, musste man mit ständiger Wachsamkeit auf den Boden vor einen sehen, um nicht über Wurzeln oder einen umgestürtzten Baum zu stolpern. Wenn man dann doch mal einen Sturz riskierte und den Blick von dem vorbeirauschenden Waldboden löste,
offenbarte sich einem der Urwald wenigstens in einigen Monetaufnahmen, kurz und wunderbar.
Nach einigen hundert Metern gesellte sich dann ein Flusslauf zu uns, an dessen Ende der so hoch angepriesene Wasserfall münden sollte. Während unserer Wanderung überquerten wir ihn mehrere Male, erklommen kleinere Wasserfälle oder ließen uns zu einem erfrischenden Bad in dem glasklaren Bergwasser hinreißen.
Dabei wurde es teilweise richtig gefährlich, da wir die Steigungen, die Steinfelder und die von scharfkantigen Pflanzen gepflasterten Pfade entweder mit Flip - Flops oder einfach Barfuß bewältigen mussten. Ich war dabei natürlich ein wenig gehandicapt, da mein Fuß mittlerweile von vielen schmerzhaften und immer wieder blutenden Wunden übersät war: Tiefe Schürfwunde vom Korallentauchen, langer Kratzer von einer rostigen Schiffsschraube, groß angeschwollener, jedoch mittlerweile wieder schrumpfender Moskitostich und weitere Hautabschürfungen, meißt unbekannter Herkunft. Doch natürlich war mir das noch nicht genug. Ich musste unbedingt noch von einem nassen Stein abrutschen, wobei sich ein Zehnagel ein Stück von der Haut löste und sofort zu bluten anfing. Wahrscheinlich fällt der bald ab.
Der Weg wurde unterdessen immer steiler, dass Tempo jedoch nicht wirklich langsamer, sodass wir ersteinmal eine Pause forderten.
Was macht man wohl während einer Pause im Urwald, den Durst immer im Hinterkopf? Man lässt einfach einen der Führer auf eine Palme klettern, ein paar Kokosnüsse pflücken und anschneiden, um so den Durst und so ganz nebenbei auch noch den Paradishunger zu stillen.
Das Fleisch der Kokosnüsse war außerdem perfekt für einen Snack zwischendurch geeignet.
Schlichtweg traumhaft.
Mittlerweile hatte ich jedes Zeitgefühl verloren. Der Guide meinte zwar, wir wären schon gute zwei Stunden unterwegs, doch der behauptete ja auch, der Wasserfall befinde sich auf einer Höhe von 3000 Metern. Langsam wurde auch das Gelände unwegsamer. Wir hatten den Flusslauf verlassen und fanden uns nun inmitten von Schilf, Schlingpflanzen und anderen, mir unbekannten Gewächsen wieder. Nun war klar, dass die Macheten nicht nur zum Öffnen der Kokosnüsse gedacht waren.
Wir wanderten also durch atemberaubende Landschaften, immer mit der palmenbedeckten, nicht enden wollenden Bergkulisse im Hintergrund.
Dann war es soweit. Wir hatten es geschafft. Vor der Beschreibung dieses Wasserfalls muss auch ich kapitulieren und auch wenn nicht einmal das Foto es schafft, die Schönheit dieses Anblicks hinreichend zu verdeutlichen, seht selbst (Am Anfang des Posts).
Wir badeten in dem eiskalten Quellwasser, tauchten, tranken und verzehrten unsere mitgebrachten Mangos und Lanzones (die sehen so ähnlich aus wie Litschis).
Der Rückweg gestaltete sich dann deutlich ruhiger. Man hatte sich an das Tempo gewöhnt (wahrscheinlich liefen wir auch langsamer) und konnte in alle Ruhe die Landschaft genießen.
Doch auch die Landschaft selbst veränderte sich immer wieder und wurde überraschend vielfältig. Mal gingen wir durch kleine Farnheine, die von der typischen Regenwaldkulisse, dahinpletschernden Flussbetten oder von schmalen, meterhohen Lehmgängen abgelöst wurden.
Zwischendurch trafen wir mitten im Wald zwei Jäger mit Schrotflinten und einem frisch erlegten Wildschwein.
Nach insgesamt sechs Stunden kamen wir wieder in dem kleinen Bergdorf an. Dort unterhielten wir uns noch etwas mit dem Guide (er sprach überraschend gut Englisch). Er erzählte uns, dass selbst er diese Tour höchstens einmal im Jahr machen würde, auch dieses Jahr war es für ihn die erste. Da wurde mir bewusst, was wir da eigentlich gerade erlebt hatten: Auf diesen Pfaden sind gerade einmal ein paar Hundert Menschen unterwegs gewesen, die Touristen kann man davon wahrscheinlich an einer Hand abzählen. Ich war also einer von wenigen, die diesen Wasserfall jemals zu Gesicht bekommen haben. Geil.
Als wir uns verabschiedeten, hatte sich wieder einmal das halbe Dorf versammelt, sodass mir der Abschied schon recht schwer viel.
Schon als kleiner Junge war es einer meiner größten Wünsche mit einer Machete durch den Dschungel zu ziehen. Ein Punkt, den ich auf meiner "To Do Liste" fürs Leben abhacken kann.
Oma Barbara wäre stolz auf mich. Und wahrscheinlich auch ein kleines bisschen neidisch.

Mit der Hoffnung, das Paradies wenigstens teilweise ins mittlerweile kalte Deutschland gebracht zu haben, verabschiedet sich


Euer Theo.

4 Kommentare:

  1. Danke Theo. Deinen "bisher schönsten Tag" hast du in einen absolut fesselnden Bericht verarbeiten können. Da freue und schwärme ich gerade einfach mit.

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  2. Hallo Theo ein wirklich schöner Bericht aus dem Urwald da merkt man doch sofort das der Deutsch Leistungskurs nicht umsonst war.
    Mach weiter so

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  3. Ist ein total ineressanter Bericht, freu Dich und genieße die außergewöhnliche Zeit.
    In Flip-Flops durch den Urwald ist natürlich auch außergewöhnlich...
    Wünsche Dir noch viele so schöne Erlebnisse

    Leege130

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  4. vorneweg...sagmal ist anonym eins etwa frau hebestadt??? bin aj shockiert...und peinlich berührt weil meien kommis nicht garde nen super beweis für meine durchaus exzellenten beiträge im deutsch lk sind ;)




    so zweitens....fassne wir zusammen...dein shcönster tag beinhaltet also schmerzen und nen abgerissenen ( boah voll eklig) zehnagel...was das angeht bin ich eher weniger neidisch....
    restliches betreffend jedoch auf jedenfall...zumal ich mich hier höchstens jedne tag durhc dne stadtdschungel kämpfe..d.er auch außerordentlich vielfältig und wandlungsfähig ist...außerdem stinkend hektisch udn einfach verrückt....berlin ist toll!!!


    soviel von der kalten deutschen heimat




    grüßee


    josi

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